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600 Jahre - Kirche in Lossow


Am 15.01.2005 berichtet Frau Pfarrerin Susannen Seehaus in der Märkischen Oderzeitung über einen zu erwartenden Kirchengeburtstag in Lossow. Grund genug sich mit der Geschichte Lossows und seiner 600-jährigen Kirche zu beschäftigen.

Spuren von menschlicher Besiedelung gibt es seit 1000 vor unserer Zeitrechnung, das beweisen die Grabungen im Gebiet des Burgwalles, der östlich vom Dorf Lossow liegt und eines der ältesten und bedeutendsten Bodendenkmale im Odergebiet ist.

Von den Menschen nimmt man heute an, das sie eine Niederreligion hatten, also die Naturkräfte verehrten. Die gefundenen Opferschächte weisen auf einen Kultplatz hin.

Die Geschichte des Ortes Lossow ist eng verbunden mit der Geschichte des Landes Lebus. 1124/25 erfolgte die Gründung des Bistums Lebus als Missionsbistum. 1253 wurde die Stadt Frankfurt (Oder) gegründet. 1328 wird Lossow erstmalig in einer Urkunde erwähnt.

Gründungsurkunden für die Entstehung der Dörfer gibt es nicht.

Der Ortsname wird von dem slawischen Wort „loss" oder polnisch „weos" = Haar abgeleitet.

Als erste Besitzer des Ortes wird die Familie von Lossow 1336 genannt. Das alte Geschlecht stammt aus Lostau im Erzstift Magdeburg. Wahrscheinlich kamen einige Ritter aus dem Adelsgeschlecht derer von Lossow, die in dieser Zeit im Dienste des Magdeburger Erzbischofs standen, in das Land Lebus. Ende des 13. Jahrhunderts nahmen die Askanier das Land Lebus in Besitz, und die derer von Lossow wurden Vasallen der Brandenburger Markgrafen.

Im Lebuser Stiftsregister von 1405 ist Lossow unter den Orten verzeichnet, die eine Kirche haben. Ein Bild aus dieser Zeit existiert nicht.

Anfang des 18. Jahrhunderts plante der Kirchenpatron Adolph Friedrich von Beerfelde den Bau einer neuen Kirche, da die alte baufällig geworden war.

1741 begann man auf Veranlassung des Rittergutsbesitzers Adolph Friedrich von Beerfelde und seiner Ehefrau Hedwig Emilia, geb. von Sydow, mit dem Bau einer neuen Kirche. Nach dem Tode des Patrons im November 1742 wurde der Bau durch seine Ehefrau fortgesetzt. 1743 erfolgte die Weihe der Kirche. Auf Grund der Tatsache, dass später ein Jubiläumskreuz angefertigt wurde (zum 100-jährigen Bestehen, wie wir heute noch lesen können) und dem Umriss der Kirchenruine könnte die Lossower Kirche eine „Heilig – Kreuz – Kirche" gewesen sein. Die Glocken sind in Apolda gegossen worden. An ihrer Westseite hat sie einen quadratischen Turm mit einer runden Turmhaube. Unter dem Nordflügel befand sich die Familiengruft derer von Beerfelde. An der Nordseite wurde das Allianzwappen derer von Beerfelde angebracht.

Zur Lossower Kirchengemeinde gehörten damals Brieskow, Finkenheerd, Unterlindow, Buschmühle, Schiffersruh und die Ziegelei. Oderlindow gehörte zu Sachsen. Die Schlaube trennte Preußen von Sachsen.

1759 während des Siebenjährigen Krieges plünderten russische Soldaten die Kirche, das Pfarrhaus und die Bauernhöfe. Wertvolle Urkunden und die Kirchenbücher wurden vernichtet.

Im Jahre 1760 begann Pfarrer Johann Werkmeister die Führung der bereits durch den Organisten Nitzsche begonnenen Kirchenbücher fortzusetzen. Da dieses Kirchenbuch noch heute vorhanden ist, lesen wir in ihm auch die Namen der Kirchenpatrone: Landrat von Schöning, Graf von Pfeil, Gräfin Henriette von Viereck (sie war die 1. Hofdame der Königin Luise von Preußen. Sie verstarb am 10.1.1854 und wurde in Berlin beigesetzt.) Carl Rehfeld, nach 1872 die Familie Simon und ab 1940 Herr Direktor Funke vom „Märkischen Elektrizitätswerk".

In der Lossower Kirchengemeinde waren viele Pfarrer tätig. Sie bemühten sich um das Volks- und Gemeindeleben, machten Verschläge zur Hebung des Ansehens des geistlichen Standes und setzten sich für die Verbesserung des Elementarschulwesens ein.

Am 13. Juli 1885 schlug der Blitz in den Kirchturm ein, der Glockenstuhl brannte, die Glocken stürzten hinab und zerbrachen, mehrere Gebäude im Umkreis der Kirche fingen ebenfalls Feuer.

In den Jahren 1885/86 erfolgte der Wiederaufbau des Turmes in vereinfachter Form.

Bis zum Neujahr 1913 wurde die Kirche für Taufen, Hochzeiten und viele Gottesdienste genutzt.

Dann wurde die Kirche Baupolizeilich gesperrt. Zur Sicherung des Dachstuhles wurden Stützen eingezogen.

Die Lossower Kirche war gut ausgestattet: sie hatte eine Kanzel, Orgel, Altartisch, ein schmiedeeisernes Taufbecken, eine Gedenktafel für die Gefallenen des Krieges 1870/71, 2 Bilder der Malers Professor Brendel, ein Bild der Gräfin Henriette von Viereck u.a. mehr. Am 14.2.1924 bekam die Kirche als Geschenk des Rittergutsbesitzers Herrn Simon 3 neue Glocken aus Apolda.

In den 30 ziger Jahren wurden unter der Leitung und Mitwirkung des Lehrers König Konzerte organisiert. Ende 1944 / Anfang 1945 näherte sich die Front der Oder. Am 12.4.1945 wurde die Oder überschritten und Lossow war unter Beschuss.

Viele Häuser und Ställe wurden stark beschädigt und die Kirche brannte völlig aus. Der Turm wurde gesichert und zunächst mit einen provisorischen Dach versehen.

Die Glocken sind neu gegossen.

Im Jahre 1997 erhielt der Turm ein neues Dach. Alle 14 Tage findet ein evangelischer Gottesdienst in einem Raum des Hans Kischkewitz Hauses statt.

Da auf Grund der Entwicklung Orte der Kommunikation (Poststelle, Kindergarten, Lebensmittelgeschäft) ausgefallen sind, möchte der im Jahre 2001 gegründete Förderverein die Kirchenruine sichern und für Veranstaltungen geistlicher und kultureller Art für unsere Gemeinde und ihre Besucher nutzen.